Gesundheitsüberwachung zum Schutz von Wildfeliden: Erfahrungen mit dem Eurasischen Luchs in der Schweiz

Post date: Oct 08, 2021 2:14:57 PM

Gerade erschienen unter Beteiligung von Mitarbeitenden des Veterinärmedizinischen Labors: «Health surveillance in wild felidconservation: experiences with the Eurasian lynx in Switzerland» (Ryser-Degiorgis et al. 2021)

Die Schweiz ist zu einer wichtigen Quelle des Eurasischen Luchses für Wiederansiedlungsprojekte in Europa geworden. Es ist mittlerweile allgemein anerkannt, dass Translokationen (gezielte örtliche Verschiebungen) von Wildtieren mit einem Gesundheitsrisiko für das Tier verbunden sind. Daher ist der Aufbau eines multidisziplinären Fachwissens und Austausches und die Ausarbeitung von veterinärmedizinischen Protokollen erforderlich, um die benötigen Kenntnisse über den Gesundheitszustand der Quellpopulation und Informationen über potenzielle Gesundheitsrisiken am Freisetzungsort zu evaluieren. Hierbei werden sowohl Krankheitsfälle als auch Träger von potenziell bedrohlichen Krankheitserregern berücksichtigt. In der Schweiz zirkuliert eine Reihe von Infektionserregern in Luchspopulationen, anscheinend ohne, dass sie Krankheit verursachen. Wohingegen genetische Analysen kombiniert mit Gesundheitsuntersuchungen auf eine mögliche Inzucht mit Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Luchse hinweisen. Ausserdem traten auch unerwartete Gesundheitsprobleme im Rahmen von Translokationen auf. Insgesamt unterstreichen die Schweizer Erfahrungen die Notwendigkeit einer langfristigen Gesundheitsüberwachung von wiedereingeführten und kleinen isolierten Wildtierpopulationen, die Nützlichkeit bewährter tierärztlicher Protokolle im Rahmen von Translokationsprojekten, der Wert von multidisziplinären Kooperationen und von Probenarchiven für weitere Analysen und die Notwendigkeit eines adaptiven Managements basierend auf wissenschaftlichen Daten. Für ein Schutzprogramm des Eurasischen Luchses auf gesamteuropäischer Ebene sollte eine Verfahrensharmonisierung angestrebt werden.

Abbildung aus dem Artikel: Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit der Translokation von Luchsen umfassen die potenzielle Einschleppung eines Krankheitserregers oder schädlicher Gene in die Zielpopulation durch die translozierten Tiere (1); und die mögliche Übertragung (durch andere Tiere oder die Umwelt) eines neuen Erregers in die Luchse, die transloziert werden, sowie die Exposition gegenüber giftigen Verbindungen aus der Umwelt oder andere nicht infektiöse Krankheitsursachen oder Mortalität während (2a) oder nach (2b) des Translokationsprozesses.

Für mehr Details siehe: «Health surveillance in wild felidconservation: experiences with the Eurasian lynx in Switzerland» (Ryser-Degiorgis et al. 2021)