FeLV-Infektion bei Streunerkatzen in der Schweiz

2024-06-26

Neue Studie veröffentlicht: FeLV-Infektion bei Streunerkatzen in der Schweiz

In Zusammenarbeit mit der Kastrationsaktion der Tierschutzorganisation NetAP (Network for Animal Protection) haben die Forscherinnen im veterinärmedizinischen Labor des Universitären Tierspitals zwischen Februar 2019 und Juni 2023 Speichelproben von 1711 Streunerkatzen aus verschiedenen Regionen der Schweiz auf FeLV RNA untersucht.

Die FeLV-Infektion verursacht tödliche Erkrankungen bei unseren Hauskatzen. Eine progressive Infektion reduziert die Lebenserwartung massgeblich und führt zu unheilbaren Erkrankungen. Trotz Impfstoff ist die Infektion in der Schweiz nicht ausgerottet wie in anderen v.a. nördlichen europäischen Ländern. Ziel dieser Studie war die epidemiologische Rolle von Streunerkatzen in der FeLV-Ausbreitung zu erforschen.

Die Proben wurden im Rahmen von bewilligten Kastrationsaktionen gesammelt. Von jeder Katze, die kastriert wurde, wurde eine Speichelprobe gesammelt und mittels quantitativer RT-PCR auf das Vorhandensein viraler RNA untersucht. Der Nachweis von viraler RNA im Speichel ist gleichbedeutend wir der Nachweis von FeLV p27 Antigen im Blut. Gleichzeitig wurden verschiedene Daten erhoben: Datum der Entnahme, genauer Aufenthaltsort der Katze sowie das Alter, Geschlecht und der Gesundheitszustand des Tieres (gesund/krank).

Die Resultate haben wir pro Gebiet analysiert und sie flossen in eine Karte ein, auf welcher nun die FeLV-Prävalenz bei freilaufenden Katzen pro Gebiet dargestellt ist. Somit konnten geographische Problemzonen eruiert werden, in denen es empfehlenswert ist, streunende Katzen während der Kastrationsaktion gegen FeLV zu Impfen. Gleichzeitig sollten gerade in diesen Regionen, aber auch generell, privat gehaltenen Katzen mit Freilauf gegen FeLV geimpft werden. Diese Information ist wichtig für Tierärzt:innen und Katzenbesitzende sowie für das Wohlergehen der Katzen.


Grafik: Vorkommen von FeLV in der schweizerischen Streunerpopulation. Für die Gesamtschweiz war die FeLV-Prävalenz in Streunerkatzen 4%. Es wurden aber drei «Hot-Spots» mit speziell hohem FeLV-Vorkommen identifiziert jeweils einer im Kanton Luzern, Thurgau und Sankt Gallen.

Des Weiteren hatten männliche Katzen ein rund 2-mal erhöhtes Risiko mit FeLV infiziert zu sein im Vergleich zu weiblichen Katzen. Ebenfalls hatten erwachsene Katzen ein rund 2.5-mal grösseres Risiko im Vergleich zu jungen Katzen. Kranke Katzen waren 2.4-mal (7%) öfter infiziert als gesunde Katzen (3.3%) und sie zeigten auch tendenziell höhere Virusbürden.

Schlussfolgerung: Schweizer Katzen mit Freilauf sollten unbedingt gegen FeLV geimpft werden. Die ungeimpfte Quote (32%, Pan-Europäische FeLV Prävalenzstudie 2019) in der Schweiz ist immer noch zu hoch.

Die gesamte Veröffentlichung zum Nachlesen gibt es hier (Open Access): https://doi.org/10.3390/v16030394